Spaziergang zum Thema Klimawandelfolgen am 09.05.2022 mit der „Unruhestand“-Gruppe der VHS Cloppenburg
„(Un-)Ruhestand“ nennt sich eine regelmäßige Herrenrunde bei der VHS Cloppenburg. Die Mitglieder treffen sich, um über Themen aus Wirtschaft, Politik, Regionalentwicklung oder internationale Ereignisse zu sprechen und unternehmen auch Exkursionen. Am 9. Mai 2022 war das TeRRIFICA-Team eingeladen, eine Klima-Tour durch Cloppenburg zu führen. Die Gruppe von 10 Personen spazierte an diesem Nachmittag mit offenen Augen durch die Cloppenburger Innenstadt, von der VHS aus an der Soeste entlang bis zum neuen Soestepolder hinter dem Kaufland, dann zum Marktplatz in der Eschstraße, vorbei an einer kleinen Brachfläche am Rathausweg, die bald zum ersten Klima-Eck in Cloppenburg umgestaltet werden soll, und schließlich durch die Lange Straße zurück zur VHS.
Der erste Abschnitt der Tour folgte dem Pater-Bley-Weg an der Soeste entlang nach Westen. Ein Teilnehmer merkte an, dass auf dem Gelände an der Bürgermeister-Heukamp-Straße früher eine Mülldeponie war, auf der auch heute noch Bauschutt vergraben liegt. Beim Weitergehen fiel den Teilnehmern besonders die Einhegung des Flusses mit sogenannten Buhnen auf, die dem Fluss ein künstliches Bett ohne natürlichen Uferbereich geben. Stattdessen wurde vorgeschlagen, den Uferbereich schräger abfallend und natürlicher zu gestalten und beispielsweise mit Steinen und Bepflanzung zu befestigen. So ermöglicht man vor allem Tieren den Zugang zum Wasser bzw. dass sie auch wieder aus dem Wasser herausklettern können. Auch über die Befestigung des Pater-Bley-Wegs wurde gesprochen, wobei hier verschiedene Bedürfnisse und Ansprüche deutlich wurden. Versickerungsfähig sollte das Material sein, aber zum Fahrradfahren sei ein geteerter oder gepflasterter Weg angenehmer als Kies. Neben Möglichkeiten, auf dem eigenen Grundstück Parkplätze mit Rasengittersteinen zu pflastern, sodass Regenwasser versickern kann, wurde auch über die Vorteile einer zweigliedrigen Wasserversorgung im Haus gesprochen: Bei Neubauten sollte möglichst die Toilettenspülung mit Regenwasser oder Duschwasser erfolgen, um wertvolles Trinkwasser zu sparen.
Betrachtet man die Situation der Bäume auf dem Parkplatzgelände in der Bürgermeister-Heukamp-Straße, fällt auf, dass einige schon Trockenschäden in Form von abgestorbenen Zweigen und spärlichem Wuchs im oberen Bereich der Krone aufweisen. Eine wesentliche Ursache dafür: Der Bereich um ihren Stamm, die Baumscheibe, ist mit einer Steinkante vom gepflasterten Parkplatz abgegrenzt, so dass kein Regenwasser vom Parkplatz an ihren Wurzeln versickern kann.
Mit Blick auf das St. Josefs Hospital und das Regenrückhaltebecken auf der gegenüberliegenden Seite der Soeste kam das Gespräch auch auf die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen. Von der höher gelegenen Eschstraße fließt Wasser in Richtung Lange Straße und weiter zur Soeste ab. Vor einigen Jahren kam es dabei zu vollgelaufenen Kellern in der Lange Straße und auch im Krankenhaus, wo medizinische Geräte zerstört wurden. Eigentlich sei dort, wo das Kaufland gebaut wurde und gegenüber, wo künftig die LZO bauen will, Überschwemmungsgebiet.
Nach dem Überqueren der Soestenstraße erreichten die Teilnehmer den Soestepolder, der 2021 hinter dem Kaufland und am Weg in Richtung Ambürener See gebaut wurde. Die Stadt hat hier ein kombiniertes Regenklär- und Regenrückhaltebecken angelegt. Die Fläche des Soestepolders hat eine Größe von ca. 8.300 m² und bietet einen Retentionsraum von insgesamt ca. 3.000 m³ Speichervolumen. Der östliche Polder nimmt den Zulauf aus dem Stauraumkanal der Soestenstraße auf; der westliche Polder dient der Rückhaltung von Starkregenereignissen aus den südlich gelegenen Siedlungsflächen. Neben der Entlastung der Soeste bei Starkregen soll der Bereich auch der Naherholung dienen. Einige Teilnehmer äußerten Bedauern darüber, dass das Wäldchen, das hier früher stand, gefällt wurde. Die Neuanpflanzungen brauchen noch Zeit, um sich zu entwickeln, bis sie auch irgendwann mehr Schatten in heißen Sommern spenden. Die Teilnehmer wünschten sich insgesamt mehr Sitzgelegenheiten in diesem Bereich. Ein Teilnehmer berichtete von seiner Totholzhecke im Garten und empfahl, auch am Soestepolder eine Benjeshecke zum Schutz von Insekten anzulegen. Auch das Anlegen von Wildblumenwiesen statt neuer Rasenflächen ist im Sinne des Artenschutzes sehr sinnvoll. Solche Maßnahmen sollten nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch in Privatgärten umgesetzt werden – idealerweise mit einer möglichst unbürokratischen Förderung durch die Kommunen. Auf dem Weg zurück, wieder vorbei am Kaufland, fragte sich die Gruppe, ob das Regenwasser von den Dachflächen wohl in den Soestepolder fließt. Einerseits wäre es gut, könnte der Niederschlag vom Dach versickern, anstatt über die Kanalisation abgeführt zu werden. Auch ein Gründach würde Niederschlag halten. Andererseits wurde auch kritisch angemerkt, dass das Klärwerk, das die Gruppe bei einer früheren Exkursion besucht hatte, auch auf ausreichend Regenwasser in der Kanalisation angewiesen sei, damit die Rohre sich nicht zusetzen und genug Wasser zum Verdünnen der Klärprozesse zur Verfügung steht.
Weiter ging es zum Marktplatz, wo ein Teil großflächig versiegelt ist und ein anderer Teil mit feinem Kies bedeckt, bei dem sich in teils tiefen Mulden das Regenwasser sammelt. Könnte man hier multifunktional CO2 speichern, Niederschlag versickern lassen und den Platz in heißen Sommern kühlen und noch immer eine begehbare und befahrbare Fläche erhalten?
Auch das Thema Photovoltaik kam auf, beim Blick auf die großen Dachflächen der Münsterlandhalle, der Roten Schule und der Häuser in der Eschstraße. Die nach Süden ausgerichteten Dächer oder sogar auch Fassaden könnten zur Erzeugung von Solarenergie genutzt werden. Damit mehr Häuser Solarenergie auf dem Dach erzeugen, sollte es Dachpfannen-Solarpanels geben, die die üblichen Dachpfannen ersetzen, statt zusätzlich darüber angebracht zu werden. Das hätte Vorteile bei solchen Häusern, deren älteres Dach sonst aus statischen Gründen nicht für Solarpanels in Frage käme. Auch ästhetisch könnte es vielleicht mehr Menschen überzeugen. Und zur Nutzung des Solarstroms gab es den Wunsch, dass es Schnellladesäulen am Rathaus geben sollte, anstatt der jetzigen Ladesäulen, bei denen das „Volltanken“ deutlich länger dauert.
Die Bürgermeister-Winkler-Straße bot noch einmal Beispiele für Stadtbäume mit einer schwierigen Bewässerungssituation aufgrund von Bordsteinkanten. Könnte es Bordsteinkanten geben, die Regenwasser durchlassen und trotzdem hoch und stabil genug sind, um Autos von den Grünflächen und Baumscheiben fern zu halten? Einige Städte haben in den vergangenen trockenen Sommern bereits ihre Bäume mit Wassersäcken bewässert. Allerdings merkte dazu einer der Teilnehmer kritisch an, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass die Bewässerungssäcke den Bäumen auch schaden können. Bei einem seiner Bäume war die Rinde durch dauernden Wasserkontakt gefault.
Zuletzt machte die Gruppe noch an der Brachfläche hinter der Thalia-Buchhandlung, am Rathausweg, halt. Auf der Fläche werden das TeRRIFICA-Team und der Heimatverein Cloppenburg am 21. Mai 2022 einen öffentlichen Garten anlegen, als Erholungsort mit Sitzgelegenheiten, Naschgarten für alle und mit Lernelementen zum Thema Klimaanpassung und Wasser im Garten. Schließlich ging es zurück durch die Lange Straße zur VHS.
Trockenschaden an einem Baum auf dem Parkplatz an der VHS
Der schnurgerade Verlauf der Soeste
Uferbefestigung mit Buhnen
Soestepolder
Bordsteinkanten rund um die Baumscheibe
Bis fast an den Stamm heran gepflastert – Wo soll hier Regenwasser versickern?
Spaziergang zum Thema Klimawandelfolgen am 09.05.2022 mit der „Unruhestand“-Gruppe der VHS Cloppenburg
„(Un-)Ruhestand“ nennt sich eine regelmäßige Herrenrunde bei der VHS Cloppenburg. Die Mitglieder treffen sich, um über Themen aus Wirtschaft, Politik, Regionalentwicklung oder internationale Ereignisse zu sprechen und unternehmen auch Exkursionen. Am 9. Mai 2022 war das TeRRIFICA-Team eingeladen, eine Klima-Tour durch Cloppenburg zu führen. Die Gruppe von 10 Personen spazierte an diesem Nachmittag mit offenen Augen durch die Cloppenburger Innenstadt, von der VHS aus an der Soeste entlang bis zum neuen Soestepolder hinter dem Kaufland, dann zum Marktplatz in der Eschstraße, vorbei an einer kleinen Brachfläche am Rathausweg, die bald zum ersten Klima-Eck in Cloppenburg umgestaltet werden soll, und schließlich durch die Lange Straße zurück zur VHS.
Der erste Abschnitt der Tour folgte dem Pater-Bley-Weg an der Soeste entlang nach Westen. Ein Teilnehmer merkte an, dass auf dem Gelände an der Bürgermeister-Heukamp-Straße früher eine Mülldeponie war, auf der auch heute noch Bauschutt vergraben liegt. Beim Weitergehen fiel den Teilnehmern besonders die Einhegung des Flusses mit sogenannten Buhnen auf, die dem Fluss ein künstliches Bett ohne natürlichen Uferbereich geben. Stattdessen wurde vorgeschlagen, den Uferbereich schräger abfallend und natürlicher zu gestalten und beispielsweise mit Steinen und Bepflanzung zu befestigen. So ermöglicht man vor allem Tieren den Zugang zum Wasser bzw. dass sie auch wieder aus dem Wasser herausklettern können. Auch über die Befestigung des Pater-Bley-Wegs wurde gesprochen, wobei hier verschiedene Bedürfnisse und Ansprüche deutlich wurden. Versickerungsfähig sollte das Material sein, aber zum Fahrradfahren sei ein geteerter oder gepflasterter Weg angenehmer als Kies. Neben Möglichkeiten, auf dem eigenen Grundstück Parkplätze mit Rasengittersteinen zu pflastern, sodass Regenwasser versickern kann, wurde auch über die Vorteile einer zweigliedrigen Wasserversorgung im Haus gesprochen: Bei Neubauten sollte möglichst die Toilettenspülung mit Regenwasser oder Duschwasser erfolgen, um wertvolles Trinkwasser zu sparen.
Betrachtet man die Situation der Bäume auf dem Parkplatzgelände in der Bürgermeister-Heukamp-Straße, fällt auf, dass einige schon Trockenschäden in Form von abgestorbenen Zweigen und spärlichem Wuchs im oberen Bereich der Krone aufweisen. Eine wesentliche Ursache dafür: Der Bereich um ihren Stamm, die Baumscheibe, ist mit einer Steinkante vom gepflasterten Parkplatz abgegrenzt, so dass kein Regenwasser vom Parkplatz an ihren Wurzeln versickern kann.
Mit Blick auf das St. Josefs Hospital und das Regenrückhaltebecken auf der gegenüberliegenden Seite der Soeste kam das Gespräch auch auf die Gefahr von Überschwemmungen bei Starkregen. Von der höher gelegenen Eschstraße fließt Wasser in Richtung Lange Straße und weiter zur Soeste ab. Vor einigen Jahren kam es dabei zu vollgelaufenen Kellern in der Lange Straße und auch im Krankenhaus, wo medizinische Geräte zerstört wurden. Eigentlich sei dort, wo das Kaufland gebaut wurde und gegenüber, wo künftig die LZO bauen will, Überschwemmungsgebiet.
Nach dem Überqueren der Soestenstraße erreichten die Teilnehmer den Soestepolder, der 2021 hinter dem Kaufland und am Weg in Richtung Ambürener See gebaut wurde. Die Stadt hat hier ein kombiniertes Regenklär- und Regenrückhaltebecken angelegt. Die Fläche des Soestepolders hat eine Größe von ca. 8.300 m² und bietet einen Retentionsraum von insgesamt ca. 3.000 m³ Speichervolumen. Der östliche Polder nimmt den Zulauf aus dem Stauraumkanal der Soestenstraße auf; der westliche Polder dient der Rückhaltung von Starkregenereignissen aus den südlich gelegenen Siedlungsflächen. Neben der Entlastung der Soeste bei Starkregen soll der Bereich auch der Naherholung dienen. Einige Teilnehmer äußerten Bedauern darüber, dass das Wäldchen, das hier früher stand, gefällt wurde. Die Neuanpflanzungen brauchen noch Zeit, um sich zu entwickeln, bis sie auch irgendwann mehr Schatten in heißen Sommern spenden. Die Teilnehmer wünschten sich insgesamt mehr Sitzgelegenheiten in diesem Bereich. Ein Teilnehmer berichtete von seiner Totholzhecke im Garten und empfahl, auch am Soestepolder eine Benjeshecke zum Schutz von Insekten anzulegen. Auch das Anlegen von Wildblumenwiesen statt neuer Rasenflächen ist im Sinne des Artenschutzes sehr sinnvoll. Solche Maßnahmen sollten nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch in Privatgärten umgesetzt werden – idealerweise mit einer möglichst unbürokratischen Förderung durch die Kommunen. Auf dem Weg zurück, wieder vorbei am Kaufland, fragte sich die Gruppe, ob das Regenwasser von den Dachflächen wohl in den Soestepolder fließt. Einerseits wäre es gut, könnte der Niederschlag vom Dach versickern, anstatt über die Kanalisation abgeführt zu werden. Auch ein Gründach würde Niederschlag halten. Andererseits wurde auch kritisch angemerkt, dass das Klärwerk, das die Gruppe bei einer früheren Exkursion besucht hatte, auch auf ausreichend Regenwasser in der Kanalisation angewiesen sei, damit die Rohre sich nicht zusetzen und genug Wasser zum Verdünnen der Klärprozesse zur Verfügung steht.
Weiter ging es zum Marktplatz, wo ein Teil großflächig versiegelt ist und ein anderer Teil mit feinem Kies bedeckt, bei dem sich in teils tiefen Mulden das Regenwasser sammelt. Könnte man hier multifunktional CO2 speichern, Niederschlag versickern lassen und den Platz in heißen Sommern kühlen und noch immer eine begehbare und befahrbare Fläche erhalten?
Auch das Thema Photovoltaik kam auf, beim Blick auf die großen Dachflächen der Münsterlandhalle, der Roten Schule und der Häuser in der Eschstraße. Die nach Süden ausgerichteten Dächer oder sogar auch Fassaden könnten zur Erzeugung von Solarenergie genutzt werden. Damit mehr Häuser Solarenergie auf dem Dach erzeugen, sollte es Dachpfannen-Solarpanels geben, die die üblichen Dachpfannen ersetzen, statt zusätzlich darüber angebracht zu werden. Das hätte Vorteile bei solchen Häusern, deren älteres Dach sonst aus statischen Gründen nicht für Solarpanels in Frage käme. Auch ästhetisch könnte es vielleicht mehr Menschen überzeugen. Und zur Nutzung des Solarstroms gab es den Wunsch, dass es Schnellladesäulen am Rathaus geben sollte, anstatt der jetzigen Ladesäulen, bei denen das „Volltanken“ deutlich länger dauert.
Die Bürgermeister-Winkler-Straße bot noch einmal Beispiele für Stadtbäume mit einer schwierigen Bewässerungssituation aufgrund von Bordsteinkanten. Könnte es Bordsteinkanten geben, die Regenwasser durchlassen und trotzdem hoch und stabil genug sind, um Autos von den Grünflächen und Baumscheiben fern zu halten? Einige Städte haben in den vergangenen trockenen Sommern bereits ihre Bäume mit Wassersäcken bewässert. Allerdings merkte dazu einer der Teilnehmer kritisch an, dass er die Erfahrung gemacht habe, dass die Bewässerungssäcke den Bäumen auch schaden können. Bei einem seiner Bäume war die Rinde durch dauernden Wasserkontakt gefault.
Zuletzt machte die Gruppe noch an der Brachfläche hinter der Thalia-Buchhandlung, am Rathausweg, halt. Auf der Fläche werden das TeRRIFICA-Team und der Heimatverein Cloppenburg am 21. Mai 2022 einen öffentlichen Garten anlegen, als Erholungsort mit Sitzgelegenheiten, Naschgarten für alle und mit Lernelementen zum Thema Klimaanpassung und Wasser im Garten. Schließlich ging es zurück durch die Lange Straße zur VHS.