Am 9. Oktober 2021 fand unsere zweite Klima-Tour statt – mit den Fahrrädern ging es an diesem sonnigen Herbsttag etwa 20 km durch die Gemeinde Goldenstedt. Knapp 60 Personen radelten mit auf der Tour, die maßgeblich von Martin Sander, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Goldenstedt und der Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Goldenstedt, Maria Buschenhenke, geplant worden war. Unterwegs machten wir an mehreren Stationen Halt und erfuhren Interessantes unter anderem zu Obstwiesen, Biotopen, Wasseraufreinigung, Entwässerung, Forstwirtschaft und Naturschutz, einem schweren Sturmschaden sowie Regenrückhalte-Möglichkeiten unter Parkplatzflächen:
Start am Rathausplatz mit einführenden Worten von Martin Sander (1. Vorsitzender des Heimatvereins Goldenstedt), Bürgermeister Alfred Kuhlmann und Hannah Hoff (TeRRIFICA, Universität Vechta).
Etwa 60 Teilnehmende radelten bei schönstem Herbstwetter zunächst in Richtung Tange.
Den ersten Halt machte die Gruppe in Tange. Dort schilderte Heino Muhle einige Besonderheiten aber auch Veränderungen in der Kulturlandschaft und wies auf die Bedeutung und Verbindung von Biotopen hin. Verschiedene Aspekte waren hier von Interesse: Früher säumten Wallhecken und Gehölze die Feldwege, schützten vor Wind und wurden z.B. in Form von Kopfbäumen auch von den Menschen genutzt. Durch veränderte Landbewirtschaftung geht zunehmend Humus verloren, was auch die Fähigkeit, Wasser im Boden zu halten negativ beeinflusst. Das Abwasser von Tange wird in einem mit Schilf bewachsenen Hälterungsbecken gereinigt und anschließend dem Mühlenbach zugeleitet. Der Bach, der einst sauberes Trinkwasser bot, ist allerdings in den letzten Jahrzehnten zunehmend eutrophiert (starke Anreicherung von Nährstoffen). Der daraus resultierende Sauerstoffmangel wird zum Problem für viele Tier- und Pflanzenarten. Heino Muhle gab zusätzlich noch wertvolle Hinweise, wie wir alle direkt aktiv werden können für mehr Klimaschutz, z.B. indem weniger Lebensmittel weggeworfen werden oder Bioabfall im eigenen Garten kompostiert wird. Auch die Verwendung von regionalen und selbst erzeugten Lebensmitteln, wie beispielsweise die Äpfel der Obstwiesen in Tange, sind ein Beitrag zum Klimaschutz.
Als nächstes führte die Route nach Herrenholz. Im Wald erläuterte der Förster Björn Staggenborg von den Niedersächsischen Landesforsten insbesondere den Rückbau von Entwässerungsgräben, um das Wasser im Herrenholz zu halten. Der Wald wurde einst als Hudewald genutzt, das heißt, Vieh wurde im Herbst zum Mästen in den Wald getrieben und sollte sich dort an den Eicheln und Bucheckern satt fressen. Seit den 1950ern wurde die Bewirtschaftung zurückgenommen und seit 1972, als nach einem Orkan wiederaufgeforstet werden musste, steht der Wald unter Naturschutz. In der Vergangenheit war es eher zu nass als zu trocken, sodass in dem Wald ein dichtes Netz von Entwässerungsgräben angelegt worden ist. Als Reaktion auf die vermehrte Trockenheit, eine bereits sichtbare Folge des Klimawandels, wurde jdoch kürzlich der “Rückbau” dieser Entwässerungsgräben angegangen: 5,2 km der Entwässerungsgräben sind bereits in diesem Jahr verfüllt worden, weitere 14,5 km sollen noch folgen. Das Regenwasser wird also nicht mehr über das Gräbensystem aus dem Gebiet abgeleitet, sondern soll flächig im Boden versickern und dort gespeichert werden. Über in den Boden eingebrachte kleine Sensoren kann der Förster Björn Staggenborg zukünftig genau verfolgen, ob und wie sich der Grundwasserspiegel durch diese Maßnahme verändert.
Auf Hof Reinke in Einen berichtete Bernd Reinke an der nächsten Station der Fahrradtour der Gruppe von den Schäden, die ein sogenannter Downburst – eine schwere Fallböe – am 17. Juli 2017 auf dem Hof und in der Umgebung anrichtete. Das unvorhergesehene Sturmereignis richtete enorme Verwüstungen an, vor allem durch zahlreiche umgestürzte Bäume, zu denen auch die sehr alten Eichen auf dem Hof Reinke gehörten. Die Familie entschloss sich nach diesem Ereignis, einen neuen kleinen Eichenwald auf dem Bereich anzupflanzen. Dies war in den dann folgenden trockenen Sommern gar nicht so einfach – die jungen Bäume mussten aufwändig bewässert werden, damit sich die Wurzeln gut entwickeln konnten.
Auf Hof Reinke
Als letzte Station machte die Gruppe auf dem Parkplatz des Edeka Marktes Halt und Klimaschutzmanagerin Maria Buschenhenke erläuterte die dort bereits umgesetzten Maßnahmen zur Versickerung des Regenwassers. Das gesamte Oberflächenwasser wird direkt über Schächte und ein Pumpensystem in zwei Regenrückhaltebecken geleitet. Sowohl diese Rückhaltebecken als auch das komplette Gelände des Edeka Marktes sind nicht an das Entwässerungssystem der Gemeinde angeschlossen, was einen großen Vorteil darstellt mit Blick auf die Entlastung des Systems beispielsweise bei Starkregenereignissen. Außerdem wird im Markt besonders auf die Einsparung von Energie geachtet: Die entstehende Wärme der Kühltruhen wird zum Beheizen des Gebäudes verwendet. Und eine konsequente LED-Beleuchtung trägt zur Minderung des Strombedarfs bei. Als Ideen für weitere Maßnahmen wurden eine Begrünung des Flachdachs und eine Solaranlage angesprochen.
Unterwegs war immer auch Gelegenheit, um über weitere Ideen für Klimaanpassungsmaßnahmen und Projekte in der Region zu sprechen. Zum Abschluss der Tour kamen die Teilnehmenden bei Kaffee und Kuchen noch einmal über das Erlebte ins Gespräch und es wurden bereits Vorschläge für zukünftige Veranstaltungen diskutiert. Denn vor allem das Thema Wassermangament in Verbindung mit dem Wald stieß auf großes Interesse und soll daher in 2022 auf jeden Fall aufgegriffen werden.
Urheberrechte der Bilder, wenn nicht anders gekennzeichnet, Katrin Hedemann.
Am 9. Oktober 2021 fand unsere zweite Klima-Tour statt – mit den Fahrrädern ging es an diesem sonnigen Herbsttag etwa 20 km durch die Gemeinde Goldenstedt. Knapp 60 Personen radelten mit auf der Tour, die maßgeblich von Martin Sander, dem Vorsitzenden des Heimatvereins Goldenstedt und der Klimaschutzmanagerin der Gemeinde Goldenstedt, Maria Buschenhenke, geplant worden war. Unterwegs machten wir an mehreren Stationen Halt und erfuhren Interessantes unter anderem zu Obstwiesen, Biotopen, Wasseraufreinigung, Entwässerung, Forstwirtschaft und Naturschutz, einem schweren Sturmschaden sowie Regenrückhalte-Möglichkeiten unter Parkplatzflächen:
Etwa 60 Teilnehmende radelten bei schönstem Herbstwetter zunächst in Richtung Tange.
Den ersten Halt machte die Gruppe in Tange. Dort schilderte Heino Muhle einige Besonderheiten aber auch Veränderungen in der Kulturlandschaft und wies auf die Bedeutung und Verbindung von Biotopen hin. Verschiedene Aspekte waren hier von Interesse: Früher säumten Wallhecken und Gehölze die Feldwege, schützten vor Wind und wurden z.B. in Form von Kopfbäumen auch von den Menschen genutzt. Durch veränderte Landbewirtschaftung geht zunehmend Humus verloren, was auch die Fähigkeit, Wasser im Boden zu halten negativ beeinflusst. Das Abwasser von Tange wird in einem mit Schilf bewachsenen Hälterungsbecken gereinigt und anschließend dem Mühlenbach zugeleitet. Der Bach, der einst sauberes Trinkwasser bot, ist allerdings in den letzten Jahrzehnten zunehmend eutrophiert (starke Anreicherung von Nährstoffen). Der daraus resultierende Sauerstoffmangel wird zum Problem für viele Tier- und Pflanzenarten. Heino Muhle gab zusätzlich noch wertvolle Hinweise, wie wir alle direkt aktiv werden können für mehr Klimaschutz, z.B. indem weniger Lebensmittel weggeworfen werden oder Bioabfall im eigenen Garten kompostiert wird. Auch die Verwendung von regionalen und selbst erzeugten Lebensmitteln, wie beispielsweise die Äpfel der Obstwiesen in Tange, sind ein Beitrag zum Klimaschutz.
Als nächstes führte die Route nach Herrenholz. Im Wald erläuterte der Förster Björn Staggenborg von den Niedersächsischen Landesforsten insbesondere den Rückbau von Entwässerungsgräben, um das Wasser im Herrenholz zu halten. Der Wald wurde einst als Hudewald genutzt, das heißt, Vieh wurde im Herbst zum Mästen in den Wald getrieben und sollte sich dort an den Eicheln und Bucheckern satt fressen. Seit den 1950ern wurde die Bewirtschaftung zurückgenommen und seit 1972, als nach einem Orkan wiederaufgeforstet werden musste, steht der Wald unter Naturschutz. In der Vergangenheit war es eher zu nass als zu trocken, sodass in dem Wald ein dichtes Netz von Entwässerungsgräben angelegt worden ist. Als Reaktion auf die vermehrte Trockenheit, eine bereits sichtbare Folge des Klimawandels, wurde jdoch kürzlich der “Rückbau” dieser Entwässerungsgräben angegangen: 5,2 km der Entwässerungsgräben sind bereits in diesem Jahr verfüllt worden, weitere 14,5 km sollen noch folgen. Das Regenwasser wird also nicht mehr über das Gräbensystem aus dem Gebiet abgeleitet, sondern soll flächig im Boden versickern und dort gespeichert werden. Über in den Boden eingebrachte kleine Sensoren kann der Förster Björn Staggenborg zukünftig genau verfolgen, ob und wie sich der Grundwasserspiegel durch diese Maßnahme verändert.
Auf Hof Reinke in Einen berichtete Bernd Reinke an der nächsten Station der Fahrradtour der Gruppe von den Schäden, die ein sogenannter Downburst – eine schwere Fallböe – am 17. Juli 2017 auf dem Hof und in der Umgebung anrichtete. Das unvorhergesehene Sturmereignis richtete enorme Verwüstungen an, vor allem durch zahlreiche umgestürzte Bäume, zu denen auch die sehr alten Eichen auf dem Hof Reinke gehörten. Die Familie entschloss sich nach diesem Ereignis, einen neuen kleinen Eichenwald auf dem Bereich anzupflanzen. Dies war in den dann folgenden trockenen Sommern gar nicht so einfach – die jungen Bäume mussten aufwändig bewässert werden, damit sich die Wurzeln gut entwickeln konnten.
Als letzte Station machte die Gruppe auf dem Parkplatz des Edeka Marktes Halt und Klimaschutzmanagerin Maria Buschenhenke erläuterte die dort bereits umgesetzten Maßnahmen zur Versickerung des Regenwassers. Das gesamte Oberflächenwasser wird direkt über Schächte und ein Pumpensystem in zwei Regenrückhaltebecken geleitet. Sowohl diese Rückhaltebecken als auch das komplette Gelände des Edeka Marktes sind nicht an das Entwässerungssystem der Gemeinde angeschlossen, was einen großen Vorteil darstellt mit Blick auf die Entlastung des Systems beispielsweise bei Starkregenereignissen. Außerdem wird im Markt besonders auf die Einsparung von Energie geachtet: Die entstehende Wärme der Kühltruhen wird zum Beheizen des Gebäudes verwendet. Und eine konsequente LED-Beleuchtung trägt zur Minderung des Strombedarfs bei. Als Ideen für weitere Maßnahmen wurden eine Begrünung des Flachdachs und eine Solaranlage angesprochen.
Unterwegs war immer auch Gelegenheit, um über weitere Ideen für Klimaanpassungsmaßnahmen und Projekte in der Region zu sprechen. Zum Abschluss der Tour kamen die Teilnehmenden bei Kaffee und Kuchen noch einmal über das Erlebte ins Gespräch und es wurden bereits Vorschläge für zukünftige Veranstaltungen diskutiert. Denn vor allem das Thema Wassermangament in Verbindung mit dem Wald stieß auf großes Interesse und soll daher in 2022 auf jeden Fall aufgegriffen werden.
Urheberrechte der Bilder, wenn nicht anders gekennzeichnet, Katrin Hedemann.