Am 7. Mai fand auf Einladung von Thomas Wagner vom Verein NaturErlebnis Holdorf e.V. mit einer Gruppe von 20 Personen die zweite Klima-Radtour in Holdorf statt. Auch bei dieser Tour stand das Thema Wasser wieder im Mittelpunkt. Nach einem lockeren Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen auf der Streuobstwiese, die der Verein angelegt hat, bildete ein Quiz zum virtuellen Wasserverbrauch den thematischen Einstieg. Der virtuelle Wasserverbrauch, oder auch Wasserfußabdruck genannt, beschreibt die Menge an Wasser, die in allen Schritten der Produktion eines Gutes verbraucht wird. Dazu gehört das Oberflächen- und Grundwasser, das verbraucht oder verdunstet wird, das verbrauchte Regenwasser, aber auch Süßwasser, das benötigt wird um eine Schadstoffbelastung zu reduzieren und die Wasserqualität wiederherzustellen (Mekonnen 2011, S. 1578). So benötigt die Herstellung von einem Kilogramm Äpfel im Durchschnitt 700 Liter Wasser, der Baum braucht schließlich Wasser zum Wachsen, auch wenn das zu den natürlichen Prozessen von Bäumen gehört. Eine Baumwolljeans verbraucht 11.000 Liter vom Anbau der Baumwolle, über das Färben bis zur fertigen Hose. Ein Kilogramm Rindfleisch verbraucht sogar 15.455 Liter. Diese und weitere Beispiele sind auf der Webseite des ZDF zusammengestellt oder auch in der Galerie der Organisation water footprint network. Sich des Wasserverbrauchs von Produkten bewusst zu sein, besonders wenn wir diese aus wasserarmen Regionen der Erde beziehen, gehört dazu, wenn wir die Umweltauswirkungen unseres Konsums kritisch hinterfragen wollen. Und es zeigt auch Verwundbarkeiten in den Lieferketten und in unserem Lebensstil auf, die durch den Klimawandel entstehen können. Tatsächlich benötigten auch die noch jungen Apfelbäume auf der Streuobstwiese in einigen besonders trockenen Sommern schon zusätzliche Bewässerung, wobei die Feuerwehr Unterstützung leistete. Im Allgemeinen hilft aber schon die Nähe zum Mühlenbach, um die Bäume versorgt zu halten.
Nach dem Quiz schwangen sich alle auf Ihre Räder um das kurze Stück bis zum ersten Halt an der Kreuzung Grandorf/Haveriede zu fahren. Wie schon bei der ersten Klimatour in Holdorf, wurde hier der Hirschkäfermeiler vorgestellt, den der Verein aus durch die Trockenheit abgestorbenen Eichen errichtet hat. Inzwischen war die neue Behausung für Hirschkäferlarven fast fertig.
Hirschkäfermeiler aus Eichenstämmen. Foto: Katrin Hedemann
Hirschkäfer sind die größten Käfer Europas, doch sie stehen in Deutschland auf der Roten Liste und sind stark gefährdet. Für ihre Vermehrung sind sie auf Totholz angewiesen, denn die Weibchen legen ihre Eier an die Wurzeln von toten oder kranken Bäumen. In Wurzeln und Baumstümpfen, die von Pilzen zersetzt werden, leben die Larven etwa 7 Jahre lang, bevor sie sich im Erdboden verpuppen und sich zu ihrer Käferform entwickeln.
Danach radelte die Gruppe weiter bis zur Sandgrube südwestlich der Autobahn 1 im Trinkwasserschutzgebiet. Die vielen abgestorbenen oder stark geschädigten Kiefern in der Sandgrube boten ein erschreckendes Bild. Die Sandgrube war einst beim Bau der A1 mit Wasser gefüllt worden. Ältere Holdorfer erinnerten sich noch, wie sie vor etwa 40 Jahren als Kinder in dem See das Schwimmen gelernt hatte. Doch heute ist hier keine Pfütze Wasser mehr zu sehen. Wir wollten es genauer wissen und stiegen einige Meter in die Senke hinab, wo wir mit einem Bohrstock Bodenproben nahmen und mit einem Messgerät die Feuchtigkeit im Sandboden ermittelten. Es war selbst an der tiefsten Stelle kaum Wasser im Boden.
Feuchtigkeitsmessung bei einer Bodenprobe aus dem Kiefernwäldchen an der A1. Foto: Katrin Hedemann
Als ein generelles Problem bei zu geringen Niederschlägen wurde auch die Schadstoffkonzentration in Gewässern benannt. Bei Regen wäscht zum Beispiel Phosphat aus dem Boden in die Gewässer aus, wo es sich bei zu wenig Regen konzentriert. Auch im Boden vorkommendes Eisen, das in Gewässer ausgewaschen wird, kann bei zu geringer Wassermenge nicht mehr in ausreichendem Maße verdünnt werden. Bei einer zu hohen Eisenkonzentration etwa, kann es zu einem Fischsterben kommen, wie es bei den Fischteichen in Ahlhorn schon geschehen ist.
Vorbei am Wasserwerk des OOWV radelte die Gruppe in Richtung Fladderlohausen. Die jungen Bäume auf dem Gelände des Wasserwerks hatten jeweils einen Bewässerungssack, um die Trockenheit zu überstehen. Bei einigen Straßenbäumen in Fladderlohausen kann eine ausreichende Wasserversorgung da schon als problematischer angesehen werden. Wenn die Pflasterung bis dicht bis an den Stamm heranreicht und dann auch noch eine Bordsteinkante verhindert, dass Regenwasser zu den Wurzeln fließen kann, sind Trockenschäden zu erwarten.
Hohe Bordsteinkanten verhindern, dass Regenwasser von den umliegenden Flächen am Baum versickert. Foto: Katrin Hedemann
In Fladderlohausen, so erzählten einige der Mitradelnden, habe es früher viel mehr Tümpel gegeben. Mit der Beobachtung, dass Gewässer aus früheren Zeiten inzwischen mehr und mehr austrocknen oder bereits gänzlich ausgetrocknet sind, sind sie nicht allein. Dem Thema hat sich inzwischen auch ein deutschlandweites Wissenschaftsprojekt zum Mitmachen angenommen. Bei dem ARD-Projekt #unserWasser kartieren Bürger*innen ausgetrocknete Bäche und Flüsse, Quellen, Teiche und Tümpel, natürliche Seen, aber auch künstliche Fischteiche und Stauseen und senden Fotos über die Webseite ein: https://www.swr.de/home/projekt-wasser-formular-100.html. Der Grundwasserökologe Dr. Hans Jürgen Hahn und sein Team von der Universität Koblenz-Landau werten die Daten aus. Den Zustand unserer Gewässer müssen wir als Frühwarnsystem ernst nehmen und umdenken, mit dem Ziel, mehr Wasser in der Landschaft, aber auch in Siedlungs- und Gewerbegebieten zu halten statt wie früher zu entwässern. Ein Beispiel dafür sind Rigolen, die großflächig Regenwasser unter Parkplätzen sammeln und langsam versickern. In der Landwirtschaft sollte besser nachts und gezielt an den Wurzeln bewässert werden, anstelle der großflächigen Beregnung tagsüber, bei der viel Wasser verdunstet.
Den nächsten Halt machte die Gruppe am Heidesee. Der Baggersee, der 1968 eröffnet wurde, ist ein beliebter Freizeit- und Erholungsort für Einheimische und Campinggäste. Doch der Wasserstand sinkt schon seit Jahren. Die Robinien auf Höhe des Eingangs zeigen schon Trockenschäden. Es wird erwartet, dass der See beim weiteren Absinken des Pegels umkippt, was negative Auswirkungen nicht nur auf die Tiere im Teich, sondern auch für den Badebetrieb und den Campingplatz hätte. Als Beispiel könne man auch an den Dümmersee schauen, wo es in der Vergangenheit bereits Probleme mit Blaualgen (Cyanobakteria) gab. Den Grund für den sinkenden Wasserspiegel im Heidesee sehen viele Holdorfer vor allem in der Trinkwasserförderung im nahen Wasserwerk. Die Städte Lohne und Vechta sind große Wasserabnehmer und besonders die Veredelungswirtschaft sorge dort für einen hohen Wasserverbraucht. Auch die Beregnung der Felder tagsüber sei dafür mitverantwortlich. Die Folge davon ist ein gesunkener Grundwasserspiegel. Eine Sorge ist, dass auch private Haushalte langfristig von Wasserknappheit betroffen sein können, so wie in Emsteck und Schneidkrug, wo es teilweise starke Druckschwankungen in den Wasserleitungen gab. In den Beobachtungen der Einheimischen wird deutlich, dass es jetzt bereits lokale Konflikte um die Ressource Wasser gibt, die sich in Zukunft mit dem Voranschreiten des Klimawandels noch verstärken können, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Bei den nächsten Stationen sollten einige Gegenmaßnahmen für Siedlungsflächen gezeigt werden. Ludger Westerhoff erläuterte der Gruppe sein System aus Zisterne und Rigolen im Garten. Die Zisterne ist ein Flachtank im Boden, der 7.500 Liter Regenwasser von den Dachflächen speichern kann. Eine Pumpe dient der Bewässerung des Gartens, wo in mehreren Hochbeeten Gemüse und Erdbeeren wachsen. Ist der Tank einmal voll, fließt das überschüssige Wasser in die Rigole und versickert von dort langsam im Boden. Die Rigole könne man sich vorstellen, wie nebeneinander angeordnete umgedrehte Bierkästen mit einem Flies drumherum, die unter dem Rasen liegen. Von oben zu sehen ist nur die Pumpe.
Gute Vorsorge für trockene Zeiten: eine Zisterne. Foto: Katrin Hedemann
Zuletzt führte die Klimatour durch das Neubaugebiet Im Bäkeesch. Viel Versiegelung durch einen hohen Anteil an Pflasterung und Schottergärten wurden hier als negativ für die Klimaanpassung bewertet. Durch die Versiegelung kann das Regenwasser nicht im Boden versickern und fließt über die Kanalisation ab – für die Gärten und das Grundwasser ist es dann verloren. Pflasterung und Schottergärten heizen sich in der Sonne stark auf und speichern auch nachts noch die Wärme. Bei einer zunehmenden Zahl von Tropennächten (Temperaturen fallen nicht unter 20 °C) durch den Klimawandel kann das unangenehm für die Bewohner*innen werden. Außerdem fehlen Lebensräume und Nahrung für Tiere. Ein Problem ist, dass es zwar Auflagen in den Bauleitplänen und Kaufverträgen gebe, der Landkreis jedoch nicht die personellen Kapazitäten zur Kontrolle habe.
Ein positives Gegenbeispiel für klimafreundliche und klimaangepasste Architektur präsentierte daraufhin die Architektin Katharina Belz, die mit ihrer Familie im Neubaugebiet gebaut hat. Auch in ihrem Garten gibt es eine Zisterne – mit 8.300 Litern Fassungsvermögen hat sie ungefähr 2.500 Euro gekostet. Parkplätze sind mit Rasengittersteinen gepflastert, damit Regenwasser versickern kann. Das Flachdach der Garage und das Steildach des Hauses sind mit einem Gründach bedeckt.
Erläuterung vom Aufbau des Gründachs. Foto: Katrin Hedemann
Auch bei einer Dachneigung lässt sich ein Gründach installieren. Foto: Katrin Hedemann
Gründächer haben viele Vorteile:
Sie binden Staub
Sie speichern Regenwasser
Sie haben durch die Verdunstung einen Kühlungseffekt im Sommer
Sie bieten Wärmeschutz im Winter
Sie bieten Nahrung für Insekten
Das Flachdach ist begehbar und durch die Begrünung vor Tritten und UV-Licht gut geschützt und somit lange haltbar und dicht
Auch für Gründächer bietet die Gemeinde Holdorf eine Förderung an, 25 Euro sind es pro Quadratmeter: https://www.holdorf.de/Aktuelles/Aktuelles/2021_08_13-Faltblaetter-Dachbegruenung-Zisternen.html . Im ersten Jahr nach der Pflanzung hatte Katharina Belz ihr Dach noch etwas bewässert, damit alles gut anwächst. Ansonsten ist es pflegeleicht. Auch lässt sich das Gründach mit einer Photovoltaik-Anlage kombinieren, wobei die Begrünung durch den Kühlungseffekt sich sogar noch günstig auf die Energieerzeugung auswirkt. Der gewonnene Strom wird in einem Batteriespeicher für den Eigenverbrauch gespeichert. Energie für die Heizung wird mit Hilfe einer Luftwärmepumpe erzeugt.
Weitere Quellen:
Mekonnen, M. M.; Hoekstra, A. Y. (2011): The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. In: Hydrol. Earth Syst. Sci. 15 (5), S. 1577–1600. DOI: 10.5194/hess-15-1577-2011.
Am 7. Mai fand auf Einladung von Thomas Wagner vom Verein NaturErlebnis Holdorf e.V. mit einer Gruppe von 20 Personen die zweite Klima-Radtour in Holdorf statt. Auch bei dieser Tour stand das Thema Wasser wieder im Mittelpunkt. Nach einem lockeren Kennenlernen bei Kaffee und Kuchen auf der Streuobstwiese, die der Verein angelegt hat, bildete ein Quiz zum virtuellen Wasserverbrauch den thematischen Einstieg. Der virtuelle Wasserverbrauch, oder auch Wasserfußabdruck genannt, beschreibt die Menge an Wasser, die in allen Schritten der Produktion eines Gutes verbraucht wird. Dazu gehört das Oberflächen- und Grundwasser, das verbraucht oder verdunstet wird, das verbrauchte Regenwasser, aber auch Süßwasser, das benötigt wird um eine Schadstoffbelastung zu reduzieren und die Wasserqualität wiederherzustellen (Mekonnen 2011, S. 1578). So benötigt die Herstellung von einem Kilogramm Äpfel im Durchschnitt 700 Liter Wasser, der Baum braucht schließlich Wasser zum Wachsen, auch wenn das zu den natürlichen Prozessen von Bäumen gehört. Eine Baumwolljeans verbraucht 11.000 Liter vom Anbau der Baumwolle, über das Färben bis zur fertigen Hose. Ein Kilogramm Rindfleisch verbraucht sogar 15.455 Liter. Diese und weitere Beispiele sind auf der Webseite des ZDF zusammengestellt oder auch in der Galerie der Organisation water footprint network. Sich des Wasserverbrauchs von Produkten bewusst zu sein, besonders wenn wir diese aus wasserarmen Regionen der Erde beziehen, gehört dazu, wenn wir die Umweltauswirkungen unseres Konsums kritisch hinterfragen wollen. Und es zeigt auch Verwundbarkeiten in den Lieferketten und in unserem Lebensstil auf, die durch den Klimawandel entstehen können. Tatsächlich benötigten auch die noch jungen Apfelbäume auf der Streuobstwiese in einigen besonders trockenen Sommern schon zusätzliche Bewässerung, wobei die Feuerwehr Unterstützung leistete. Im Allgemeinen hilft aber schon die Nähe zum Mühlenbach, um die Bäume versorgt zu halten.
Nach dem Quiz schwangen sich alle auf Ihre Räder um das kurze Stück bis zum ersten Halt an der Kreuzung Grandorf/Haveriede zu fahren. Wie schon bei der ersten Klimatour in Holdorf, wurde hier der Hirschkäfermeiler vorgestellt, den der Verein aus durch die Trockenheit abgestorbenen Eichen errichtet hat. Inzwischen war die neue Behausung für Hirschkäferlarven fast fertig.
Hirschkäfer sind die größten Käfer Europas, doch sie stehen in Deutschland auf der Roten Liste und sind stark gefährdet. Für ihre Vermehrung sind sie auf Totholz angewiesen, denn die Weibchen legen ihre Eier an die Wurzeln von toten oder kranken Bäumen. In Wurzeln und Baumstümpfen, die von Pilzen zersetzt werden, leben die Larven etwa 7 Jahre lang, bevor sie sich im Erdboden verpuppen und sich zu ihrer Käferform entwickeln.
Danach radelte die Gruppe weiter bis zur Sandgrube südwestlich der Autobahn 1 im Trinkwasserschutzgebiet. Die vielen abgestorbenen oder stark geschädigten Kiefern in der Sandgrube boten ein erschreckendes Bild. Die Sandgrube war einst beim Bau der A1 mit Wasser gefüllt worden. Ältere Holdorfer erinnerten sich noch, wie sie vor etwa 40 Jahren als Kinder in dem See das Schwimmen gelernt hatte. Doch heute ist hier keine Pfütze Wasser mehr zu sehen. Wir wollten es genauer wissen und stiegen einige Meter in die Senke hinab, wo wir mit einem Bohrstock Bodenproben nahmen und mit einem Messgerät die Feuchtigkeit im Sandboden ermittelten. Es war selbst an der tiefsten Stelle kaum Wasser im Boden.
Als ein generelles Problem bei zu geringen Niederschlägen wurde auch die Schadstoffkonzentration in Gewässern benannt. Bei Regen wäscht zum Beispiel Phosphat aus dem Boden in die Gewässer aus, wo es sich bei zu wenig Regen konzentriert. Auch im Boden vorkommendes Eisen, das in Gewässer ausgewaschen wird, kann bei zu geringer Wassermenge nicht mehr in ausreichendem Maße verdünnt werden. Bei einer zu hohen Eisenkonzentration etwa, kann es zu einem Fischsterben kommen, wie es bei den Fischteichen in Ahlhorn schon geschehen ist.
Vorbei am Wasserwerk des OOWV radelte die Gruppe in Richtung Fladderlohausen. Die jungen Bäume auf dem Gelände des Wasserwerks hatten jeweils einen Bewässerungssack, um die Trockenheit zu überstehen. Bei einigen Straßenbäumen in Fladderlohausen kann eine ausreichende Wasserversorgung da schon als problematischer angesehen werden. Wenn die Pflasterung bis dicht bis an den Stamm heranreicht und dann auch noch eine Bordsteinkante verhindert, dass Regenwasser zu den Wurzeln fließen kann, sind Trockenschäden zu erwarten.
In Fladderlohausen, so erzählten einige der Mitradelnden, habe es früher viel mehr Tümpel gegeben. Mit der Beobachtung, dass Gewässer aus früheren Zeiten inzwischen mehr und mehr austrocknen oder bereits gänzlich ausgetrocknet sind, sind sie nicht allein. Dem Thema hat sich inzwischen auch ein deutschlandweites Wissenschaftsprojekt zum Mitmachen angenommen. Bei dem ARD-Projekt #unserWasser kartieren Bürger*innen ausgetrocknete Bäche und Flüsse, Quellen, Teiche und Tümpel, natürliche Seen, aber auch künstliche Fischteiche und Stauseen und senden Fotos über die Webseite ein: https://www.swr.de/home/projekt-wasser-formular-100.html. Der Grundwasserökologe Dr. Hans Jürgen Hahn und sein Team von der Universität Koblenz-Landau werten die Daten aus. Den Zustand unserer Gewässer müssen wir als Frühwarnsystem ernst nehmen und umdenken, mit dem Ziel, mehr Wasser in der Landschaft, aber auch in Siedlungs- und Gewerbegebieten zu halten statt wie früher zu entwässern. Ein Beispiel dafür sind Rigolen, die großflächig Regenwasser unter Parkplätzen sammeln und langsam versickern. In der Landwirtschaft sollte besser nachts und gezielt an den Wurzeln bewässert werden, anstelle der großflächigen Beregnung tagsüber, bei der viel Wasser verdunstet.
Den nächsten Halt machte die Gruppe am Heidesee. Der Baggersee, der 1968 eröffnet wurde, ist ein beliebter Freizeit- und Erholungsort für Einheimische und Campinggäste. Doch der Wasserstand sinkt schon seit Jahren. Die Robinien auf Höhe des Eingangs zeigen schon Trockenschäden. Es wird erwartet, dass der See beim weiteren Absinken des Pegels umkippt, was negative Auswirkungen nicht nur auf die Tiere im Teich, sondern auch für den Badebetrieb und den Campingplatz hätte. Als Beispiel könne man auch an den Dümmersee schauen, wo es in der Vergangenheit bereits Probleme mit Blaualgen (Cyanobakteria) gab. Den Grund für den sinkenden Wasserspiegel im Heidesee sehen viele Holdorfer vor allem in der Trinkwasserförderung im nahen Wasserwerk. Die Städte Lohne und Vechta sind große Wasserabnehmer und besonders die Veredelungswirtschaft sorge dort für einen hohen Wasserverbraucht. Auch die Beregnung der Felder tagsüber sei dafür mitverantwortlich. Die Folge davon ist ein gesunkener Grundwasserspiegel. Eine Sorge ist, dass auch private Haushalte langfristig von Wasserknappheit betroffen sein können, so wie in Emsteck und Schneidkrug, wo es teilweise starke Druckschwankungen in den Wasserleitungen gab. In den Beobachtungen der Einheimischen wird deutlich, dass es jetzt bereits lokale Konflikte um die Ressource Wasser gibt, die sich in Zukunft mit dem Voranschreiten des Klimawandels noch verstärken können, wenn keine geeigneten Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Bei den nächsten Stationen sollten einige Gegenmaßnahmen für Siedlungsflächen gezeigt werden. Ludger Westerhoff erläuterte der Gruppe sein System aus Zisterne und Rigolen im Garten. Die Zisterne ist ein Flachtank im Boden, der 7.500 Liter Regenwasser von den Dachflächen speichern kann. Eine Pumpe dient der Bewässerung des Gartens, wo in mehreren Hochbeeten Gemüse und Erdbeeren wachsen. Ist der Tank einmal voll, fließt das überschüssige Wasser in die Rigole und versickert von dort langsam im Boden. Die Rigole könne man sich vorstellen, wie nebeneinander angeordnete umgedrehte Bierkästen mit einem Flies drumherum, die unter dem Rasen liegen. Von oben zu sehen ist nur die Pumpe.
Das System hat insgesamt etwa 5.000 Euro gekostet, wovon 1.500 Euro durch die Gemeinde Holdorf gefördert wurden: https://www.holdorf.de/Aktuelles/Aktuelles/2021_08_13-Faltblaetter-Dachbegruenung-Zisternen.html .
Zuletzt führte die Klimatour durch das Neubaugebiet Im Bäkeesch. Viel Versiegelung durch einen hohen Anteil an Pflasterung und Schottergärten wurden hier als negativ für die Klimaanpassung bewertet. Durch die Versiegelung kann das Regenwasser nicht im Boden versickern und fließt über die Kanalisation ab – für die Gärten und das Grundwasser ist es dann verloren. Pflasterung und Schottergärten heizen sich in der Sonne stark auf und speichern auch nachts noch die Wärme. Bei einer zunehmenden Zahl von Tropennächten (Temperaturen fallen nicht unter 20 °C) durch den Klimawandel kann das unangenehm für die Bewohner*innen werden. Außerdem fehlen Lebensräume und Nahrung für Tiere. Ein Problem ist, dass es zwar Auflagen in den Bauleitplänen und Kaufverträgen gebe, der Landkreis jedoch nicht die personellen Kapazitäten zur Kontrolle habe.
Ein positives Gegenbeispiel für klimafreundliche und klimaangepasste Architektur präsentierte daraufhin die Architektin Katharina Belz, die mit ihrer Familie im Neubaugebiet gebaut hat. Auch in ihrem Garten gibt es eine Zisterne – mit 8.300 Litern Fassungsvermögen hat sie ungefähr 2.500 Euro gekostet. Parkplätze sind mit Rasengittersteinen gepflastert, damit Regenwasser versickern kann. Das Flachdach der Garage und das Steildach des Hauses sind mit einem Gründach bedeckt.
Erläuterung vom Aufbau des Gründachs. Foto: Katrin Hedemann
Gründächer haben viele Vorteile:
Auch für Gründächer bietet die Gemeinde Holdorf eine Förderung an, 25 Euro sind es pro Quadratmeter: https://www.holdorf.de/Aktuelles/Aktuelles/2021_08_13-Faltblaetter-Dachbegruenung-Zisternen.html . Im ersten Jahr nach der Pflanzung hatte Katharina Belz ihr Dach noch etwas bewässert, damit alles gut anwächst. Ansonsten ist es pflegeleicht. Auch lässt sich das Gründach mit einer Photovoltaik-Anlage kombinieren, wobei die Begrünung durch den Kühlungseffekt sich sogar noch günstig auf die Energieerzeugung auswirkt. Der gewonnene Strom wird in einem Batteriespeicher für den Eigenverbrauch gespeichert. Energie für die Heizung wird mit Hilfe einer Luftwärmepumpe erzeugt.
Weitere Quellen:
Mekonnen, M. M.; Hoekstra, A. Y. (2011): The green, blue and grey water footprint of crops and derived crop products. In: Hydrol. Earth Syst. Sci. 15 (5), S. 1577–1600. DOI: 10.5194/hess-15-1577-2011.